Mitgliedschaften
MKV: K.Ö.St.V. Cimbria-Kufstein
ÖCV: K.Ö.H.V. Amelungia
Personalia
Geboren: 04.06.1916 (Mals)
Gestorben: 09.01.1945 (Wien )
Position: Student
Verfolgung/Haft: Haft 25.02.1944, Hingerichtet (ermordet) am 09. Jänner 1945 um 18:04 Uhr
Lebenslauf
Walter Caldonazzi – in Mals in Südtirol geboren – verbringt seine Kindheit in Kramsach in Nordtirol, wohin seine Familie nach dem Ersten Weltkrieg übergesiedelt ist. In Kufstein besucht er das Gymnasium, wo er 1931 der Mittelschulverbindung Cimbria Kufstein beitritt.
1933 erleidet er einen schweren Unfall, in dessen Folge er wegen einer Gehbehinderung einen Gehstock benötigt. Nach der Matura geht er nach Wien und beginnt hier an der Hochschule für Bodenkultur Forstwesen zu studieren. 1937 tritt er der Studentenverbindung Amelungia bei.
Seine Burschung am 28.6.1938 fällt bereits in die Verbotszeit und wird in der Wohnung von Alfred Hellebart durchgeführt. Nach Beendigung des Forststudiums und der Graduierung zum Forst-Ingenieur wird er zunächst Assistent bei Prof. Wilhelm Tischendorf an der Hochschule für Bodenkultur und wechselt dann in die private Forstkanzlei von Univ.-Prof. Hermann Flatscher. Da er wegen des erlittenen Unfalls als wehruntauglich eingestuft ist, wird er nicht eingezogen.
Schon sehr bald schließt er sich als leitender Funktionär der Widerstandsorganisation von Kaplan Heinrich Maier, Mitglied der Studentenverbindung Nibelungia Wien, an. Durch Walter Caldonazzis Initiative bildet sich auch in Kramsach eine Zweiggruppe, die sich aus Arbeitern und Angestellten des Messingwerkes Achenrain zusammensetzt.
Am 25.2.1944 wird Walter Caldonazzi von der Gestapo verhaftet. Man wirft ihm und acht weiteren Mitangeklagten vor,“ von 1942 bis 1944 in den Alpen- und Donaugauen sowie im Auslande durch den Aufbau einer Österreichischen Widerstandsbewegung den separatistischen Hochverrat vorbereitet, zum Teil auch staatsfeindliche Flugzettel hergestellt und verbreitet, Hetzinschriften angebracht, Verbindung zum feindlichen Ausland aufgenommen, versucht zu haben, französischen Kriegsgefangenen die Flucht zu ermöglichen und Lagepläne deutscher Rüstungswerke ins Ausland verraten zu haben….“ sowie Wehrdienstpflichtige durch Besorgung von fiebererregenden Medikamenten dienstunfähig gemacht zu haben.
Die Anklage lautet auf „Selbständigmachung Österreichs zum Schaden des Deutschen Reiches“. Die Verhandlung findet am 27./28.10.1944 vor dem Volksgerichtshof I in Wien statt. Das Verfahren wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, der Feindbegünstigung, der Spionage und der Wehrkraftzersetzung“ endet mit einem Todesurteil durch das Fallbeil und Ehrenrechtsverlust auf Lebenszeit. Im Urteil wird ein weiterer Tatvorwurf nicht aufgenommen:
„Offenbar durch die häufigen Gespräche über die Notwendigkeit separatistischer Propaganda veranlasst, glaubte auch der Angeklagte Caldonazzi einen Beitrag leisten zu müssen. Er brachte an dem Haus eines Deutschen aus dem Altreich mit Blaukreide die Parolen an: ,Österreich den Österreichern! Piefke hinaus! Nazibonze“.
Trotz unerträglicher Foltern und Misshandlungen hat er keinen seiner Mitverschworenen verraten. Das Urteil wird am 9. Jänner 1945 um 18.04 Uhr im LG Wien vollstreckt und er ermordet. Seinen Henkern ruft er nach dem Zeugnis des Gefängnispfarrers Eduard Köck zu:
,,Himmlischer Vater, rechne bitte meinen Mördern diese Bluttat nicht als Sünde an; Herr vergib Ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun! Näher mein Gott zu Dir! Es lebe Christus der König! Dies meine letzten Gedanken ! Lebt wohl alle Ihr Lieben! – Euer Walter“ [„Es lebe Österreich!“ ist nicht belegt].
Walter Caldonazzi wird zunächst entsprechend der damaligen Bestimmung am 10.1.1945 in einem Schachtgrab auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben, dann am 14.6.1947 anlässlich des 40. Stiftungsfestes der Amelungia auf Initiative seines Bundesbruders Pfarrer Josef Enzmann in den Klosterfriedhof von Breitenfurt bei Wien umgebettet. Am 26.10.1975 werden seine Gebeine erneut exhumiert und endgültig in der Familiengrabstätte seiner Schwester Herta am Pradler Friedhof in lnnsbruck beigesetzt.
Aus seiner Haftzeit ist eine Reihe von Briefen erhalten, die ein erschütterndes Zeugnis von seinem katholischen Glauben und seiner Liebe zu Österreich geben. In einem Brief an seine Familie vom 1. Jänner 1945 heißt es
„… Meine Tage und Stunden sind bereits gezählt, wisset, dass ich mein Leben gerne für die Heimat hingebe, obwohl mich der Gedanke an meine Heidi und Hertha so manche bittere Träne kostet. Ihr wißt, ich war immer ein Gegner des Krieges, immer ein Feind des geistlosen preußischen Militarismus. Macht mir keine Vorwürfe, bitte, mir war dieser scheußliche Tod vorgezeichnet, ich trage mein Los voll treu ergeben als treuer Christ. Eine Freude hätte ich, dass heißt Bitte: Bringt mir am schönsten Platz der Welt, wie es mir schien, am Almkranz auf der Praa-Alm ein Marterl an mit der Bitte um Gebet und den Worten , O Land Tirol, mein einzig Glück, dir sei geweiht mein letzter Blick! ‚…“
Diesen Wunsch erftillt ihm seine Amelungia mit der Gedenktafel am „Caldonazzi- Kreuz“, das am 18.9.1993 hoch oben in der Wildschönau gesegnet und als neue Amelungen-Gedenk- und Wallfahrtsstätte eingeweiht worden ist.
Mitgefangene Walter Caldonazzis sind neben den Widerstandskämpfern der Gruppe Messner-Maier-Caldonazzi auch Mitglieder der Österreichischen Freiheitsbewegung.
Tragisch ist auch die Begegnung mit seinem Bundesbruder Ernst Ortner im Landesgericht: „…Ernst Ortner, Lienz, machte mit mir die Mittelschule und war auch Cimber. Nach zehn Jahren sehen wir uns hier wieder!….“ (Brief an seine Familie vom 5. Jänner 1945)
Quelle:
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhn, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 41-43. Photo: Archiv K.Ö.H.V. Amelungia